Nachdem wir uns neulich bereits mit den Tiefwurzlern und ihren Pfahlwurzeln (siehe HIER) beschäftigt haben, geht es heute um die Flachwurzler. Was kennzeichnet sie, was sind typische Vertreter der Flachwurzler? Wie funktioniert ein flaches Wurzelsystem? Welchen Vorteil bietet es und welche Nachteile bringt es mit sich?
Flachwurzler sind Sträucher, Bäume oder andere Pflanzen mit Wurzeln, die sich teller- / strahlenförmig in den oberen Bodenschichten ausbreiten und nicht sonderlich tief ins Erdreich vordringen. In ihrem Bestreben, den Bedarf an Wasser, Nährstoffen und Halt zu befriedigen, stoßen die Wurzeln im Laufe der Zeit immer weiter horizontal durchs Erdreich und nehmen im Alter eine Fläche ein, die bei breitkronigen Bäumen in etwa dem Radius der Baumkrone entspricht. Bei schmalkronigen Bäumen beträgt der Radius des Wurzelsystems teilweise bis zu 5 m mehr als der Radius der Baumkrone. Das parallel stattfindende Dickenwachstum der Wurzeln sorgt dafür, dass die flachen Wurzeln von älteren Bäumen häufig aus der Erde herausragen. Dies ist besonders bei Fichten häufig zu beobachten (die oftmals als typischer Vertreter der Flachwurzler bezeichnet werden, je nach Standort / Bodenbeschaffenheit aber auch durchaus etwas tiefer ins Erdreich vordringen können).
Welchen Vorteil bietet ein derartiges Wurzelsystem? Regenwasser kann sehr großflächig aufgenommen werden. Sowohl bei stark verdichtetem oder kargem Boden, als auch bei Steinboden mit recht dünner Erdschicht, ist es von Vorteil, sich nah an der Oberfläche zu halten. Noch deutlicher formuliert: Ein Setzling eines Tiefwurzlers kann mit seiner Pfahlwurzel nicht tief ins Erdreich eindringen, wenn beispielsweise 50 cm unter der Oberfläche ein größerer Stein im Weg ist. Die Kehrseite der Medaille ist allerdings, dass Flachwurzler auf regelmäßige Wasserzufuhr angewiesen sind, da sie nicht auf das Wasserreservoir in tieferen Bodenschichten zugreifen können. Außerdem sind sie bei Sturm und starken Winden stärker gefährdet. Im Gartenbau besitzen Flachwurzler den Vorteil, dass sie sich leichter umpflanzen lassen (bis zu einer gewissen Größe). Es empfiehlt sich, eine stabile Wurzelsperre bzw. ausreichend Platz einzuplanen, damit beispielsweise Pflastersteine und Wegplatten nicht unbeabsichtigt angehoben werden.
Welcher Baum hat das älteste Wurzelsystem der Welt und wo steht er? Es handelt sich um Old Tjikko - eine 9.550 Jahre alte Gemeine Fichte (Picea abies), welche in den Bergen im Nationalpark Fulufjället in der schwedischen Provinz Dalarna wächst. Er gilt als ältester bekannter lebender individueller Klonbaum - ein Flachwurzler.
Folgende Baumarten / Sträucher / Pflanzen / Gewächse gehören zu den Flachwurzlern - natürlich sind es nur einige Beispiel, es gibt viel mehr:
- Baumhasel
- Birke
- Birne
- Blaufichte
- Douglasie
- Efeu
- Erle
- Esche
- Ginkgo biloba
- Götterbaum
- Goldregen
- Hartriegel
- Korktanne
- Küstenmammutbaum
- Magnolie
- Olivenbaum
- Pappel
- Pflaume
- Rhododendron
- Rotfichte
- Scheinzypresse
- Schirmtanne
- Taschentuchbaum
- Weide
- Westamerikanische Hemlocktanne / Westliche Hemlock
- Zaubernuss
- Zwiebel
- Zypresse
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