Die Versiegelung der Städte: Probleme und Lösungsansätze - und viele für Städte interessante Baumarten

Die Versiegelung von Städten ist ein Thema, das in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen hat - uns es wird in Zukunft wohl noch deutlich mehr Aufmerksamkeit erfahren. Was steckt dahinter? Es bezieht sich auf den Prozess, bei dem natürliche Landschaften durch Gebäude, Straßen und andere städtische Infrastrukturen ersetzt werden. Dieser Prozess hat weitreichende Folgen für unsere Umwelt und damit auch für unsere Lebensbedingungen sowie Lebensqualität.

 

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hatte in 190 deutschen Städten mit mehr als 50.000 Einwohnern einen Hitzecheck mit dem Ergebnis durchgeführt, dass große Mängel bestehen hinsichtlich dem Schutz der Bevölkerung. Im Schnitt sind um die 45 Prozent der Stadtflächen versiegelt - Tendenz leider steigend. Und der Klimawandel lässt Hitzewellen häufiger und stärker auftreten. Materialien wie Asphalt, Beton, Glas und Metall speichern tagsüber Wärme und geben sie abends wieder ab. Dadurch kühlen Städte nachts langsamer ab und bleiben wärmer als das Umland. Hohe Temperaturen erhöhen unter anderem das Risiko von Hitzschlägen und Schlaganfällen, sie belasten das Herz-Kreislauf-System und bis zum Jahr 2050 könnten laut Robert-Koch-Institut europaweit schätzungsweise bis zu 90.000 Menschen aufgrund der Hitze jährlich sterben. Betroffen dürften vor allem Kinder, Schwangere sowie Menschen im hohen Alter und Personen mit Vorerkrankungen sein. In der angesprochenen Studie schneidet Ludwigshafen in Rheinland-Pfalz übrigens am schlechtesten ab, Detmold in Nordrhein-Westfalen hingegen am besten. Positiv ist, dass einige Stadtregierungen (zum Beispiel in Bremen, Hannover und Osnabrück) Privatpersonen beim Entsiegeln ihrer privaten Flächen unterstützen. Über Berlin ist bekannt, dass es dort etwa 430.000 Straßenbäume gibt - davon 35% Linden, 20% Ahorne, 9% Eichen, 6% Platanen und der Rest ist bunt gemischt.

 

Probleme der Stadtversiegelung:

  • Reduzierung der Biodiversität: Durch die Versiegelung von Städten werden natürliche Lebensräume zerstört, was zu einem Rückgang der Biodiversität führt.
  • Veränderung des lokalen Klimas: Die Versiegelung von Flächen führt zu einem Anstieg der Temperaturen in Städten, da Beton und Asphalt die Sonnenstrahlen absorbieren und die Hitze speichern. Dies führt zu einem Phänomen, das als "Urban Heat Island" beziehungsweise als "Hitzeinseln" bekannt ist. "Gluthitze" in Innenstädten wirkt sich negativ auf Menschen und Tiere aus die sich dort aufhalten.
  • Beeinträchtigung des Wasserhaushalts: Versiegelte Flächen können kein Wasser aufnehmen. Dies führt zu einem verstärkten Abfluss von Regenwasser, was das Risiko von Hochwassern erhöht.
  • Verlust von landwirtschaftlich nutzbaren Flächen: Mit der Versiegelung von Städten geht oft auch der Verlust von fruchtbarem Ackerland einher.

Glücklicherweise gibt es mehrere Ansätze, um die negativen Auswirkungen der Stadtversiegelung zu bekämpfen. Mögliche Lösungen gegen Stadtversiegelung:

  • Begrünung von Gebäuden: Eine Möglichkeit besteht darin, Dächer und Fassaden von Gebäuden zu begrünen. Dies kann dazu beitragen, die Temperaturen in Städten zu senken und Lebensräume für Tiere und Pflanzen zu schaffen.
  • Pflanzung von Bäumen und Büschen, Entsiegelung von Flächen: Bäume sind hervorragende Klimaregulatoren. Sie spenden Schatten, reduzieren die Temperatur und verbessern die Luftqualität. Konkret: Bäume können den Asphalt unter ihren Kronen um bis zu 20 Grad abkühlen und die Lufttemperatur um bis zu zwei Grad, wie Studien der Technischen Universität München (TUM) zeigen. Darüber hinaus bieten sie Lebensraum für verschiedene Tierarten. Für Menschen sind Stadtparks eine Zuflucht um dem städtischen Trubel zu entkommen, sie sind eine Oase der Ruhe und Erholung und erfüllen darüber hinaus wichtige soziale, ökologische und kulturelle Funktionen.
  • Verwendung von durchlässigen Materialien: Anstelle von Asphalt und Beton können durchlässige Materialien verwendet werden, die Wasser aufnehmen und speichern können. Dies hilft, den Wasserhaushalt zu regulieren und Hochwasser zu verhindern. Beispiele hier für sind:
    • Pflastersteine: Es gibt verschiedene Arten von Pflastersteinen, die so konzipiert sind, dass sie Wasser durch ihre Oberfläche und in den Boden darunter leiten können.
    • Permeabler Beton: Dies ist eine Art von Beton, der so gestaltet ist, dass er Wasser durchlässt. Er wird oft für Parkplätze und Gehwege verwendet.
    • Rasengittersteine: Diese sind so konzipiert, dass sie mit Gras oder anderen Pflanzen gefüllt werden können, wodurch sie nicht nur Wasser durchlassen, sondern auch zur Begrünung von Flächen beitragen.
    • Schotter oder Kies: Diese Materialien sind natürlich durchlässig und können für Wege oder Einfahrten genutzt werden.

Welche Kriterien sollten Baumarten erfüllen um für Städte geeignet zu sein?

  • Widerstandsfähigkeit: Sie sollten sehr robust sein um gut mit städtischen Bedingungen wie Luftverschmutzung und begrenztem Raum zurechtkommt. Je nach vorhandenem Platz können beispielsweise Flachwurzler Probleme bekommen wenn sie ihr Wurzelwerk nicht richtig entfalten können (oder Probleme verursachen wenn sie zum Beispiel Pflastersteine anheben). Hinzu kommt das Thema Streusalz im Winter (betrifft vor allem Bäume in der Nähe von Straßen).
  • Anpassungsfähigkeit: Sie sollten in der Lage sein in verschiedenen Bodentypen wachsen zu können. Außerdem sollten sie sowohl hitze- als auch trockenheitstolerant sein.
  • Größe: Baumarten mit einer mittleren Höhe von bis zu 15 m sind gut für städtische Umgebungen geeignet, da sie nicht zu groß sind. Je größer die vorhandene Fläche ist, desto größer kann auch die Baumart sein. Es macht hierbei einen großen Unterschied, ob der Baum zwischen Gehsteig und Straße wachsen soll oder in einem weitläufigen Park (dann kann er auch 20 m oder noch höher werden).
  • Ästhetik: Schöne und attraktive Blüten im Frühling, leuchtende und bunte Belaubung im Herbst und möglichst immer ein guter Geruch. Das wäre sicherlich ebenfalls wünschenswert.
  • Biodiversität: Sie sollten Lebensraum und Nahrung für eine Vielzahl von Insekten und Vögeln bieten und damit zur Erhaltung der städtischen Biodiversität beitragen.
  • Pflegeaufwand: Je geringer der Pflegeaufwand ist (bewässern, schneiden, ...), desto besser geeignet ist die jeweilige Baumart für das oftmals begrenzte Budget der Kommunen. Dies betrifft beispielsweise auch den Laubabwurf hinsichtlich des dadurch entstehenden Straßenreinigungsaufwands (wobei die Entsorgung des Laubs im Herbst für die Bäume nachteilig sein kann da sie zu einer mangelnden Humusschicht mit wenig Nährstoffen führt).
  • Gefährdung: Hinzu kommt das Thema von möglicherweise abbrechenden Ästen aufgrund von Sturm oder Schnee sowie eine etwaige Giftigkeit und Schadstoffbelastung im Falle des Verzehrs (*).

Giftig /toxisch bezieht sich auf Früchte und Pflanzenbestandteile, die Lebewesen über ihre Stoffwechselvorgänge, durch Eindringen in den Organismus ab einer bestimmten, geringen Dosis einen Schaden zufügen können. Davon abzugrenzen ist das Thema Schadstoffbelastung. Kurios: Die Konzentrationen von Blei und Cadmium in Stadtobst sind mehrheitlich vergleichbar oder sogar deutlich geringer als in Obst aus dem Supermarkt! Hinsichtlich Cadmium und Blei ist eher bei bodennahem oder im Boden wachsendem Gemüse Vorsicht geboten sowie bei einem geringen Abstand zwischen Baum und vielbefahrener Straße. Hecken zwischen Pflanzen und Straße haben sich als sehr guter Schutz erwiesen. Nüsse akkumulieren grundsätzlich kaum Schwermetalle und sind deswegen als unbedenklich einzustufen. In vielen Kommunen ist das Ernten auf städtischen Flächen übrigens ausdrücklich erwünscht (unter Beachtung der sogenannten „Handstraußregel“ - also in geringen Mengen für den persönlichen Bedarf).

 

Welche Baumarten sind besonders gut für Städte geeignet (natürlich kann es keine vollständige Liste geben und nicht jede Baumart erfüllt die genannten Kriterien gleich gut; Details zur jeweiligen Baumart erhalten Sie wenn Sie den Links folgen) - entweder als Solitärpflanzen in Gartenanlagen und Parks, als Bäume direkt an Straßen und Bahnlinien oder auch als Hecken (abhängig von der Baumart)?

Fazit:

Die Versiegelung von Städten ist ein ernstes Problem, das dringend angegangen werden muss. Durch die Anwendung nachhaltiger Praktiken und Technologien können wir jedoch dazu beitragen, die negativen Auswirkungen zu minimieren und unsere Städte lebenswerter zu machen. Grünanlagen mit Bäumen kühlen dabei nicht nur durch den Schatten, den sie werfen, sondern sorgen zudem durch ihre Verdunstung für einen größeren Kühlungseffekt als Grünflächen ohne Bäume. Es liegt in unserer Verantwortung, für eine nachhaltige Stadtentwicklung zu sorgen und die natürliche Umwelt für zukünftige Generationen zu bewahren.

 

Quellen:

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